Thomas Medicus
Nehmen Sie Platz!
Innsbruck, Vorplatz Tiroler Landesmuseum
04.07 bis 31.08.2016
Projektbeschreibung
Im verdichteten urbanen Raum kommt es immer wieder zu kontrovers geführten Debatten darüber, wer die Stadt wie nutzen darf. Dabei fällt die große Akzeptanz in der Bevölkerung gegenüber einer Politik der Abschottung und Ausgrenzung auf. Auf lokaler Ebene wird das zum Beispiel im Zusammenhang mit Alkohol- und Bettelverbotszonen, bei der Unterbringung von Geflüchteten oder beim Bau von Minaretten deutlich. Verdrängung findet aber auch dann statt, wenn Menschen durch steigende Mietpreise aus dem Zentrum in die Peripherie abwandern müssen.
Solche gesellschaftlichen Vorgänge haben mit uns allen zu tun. Das ergibt sich aus der kulturellen, geschichtlichen und vor allem wirtschaftlichen Verflechtung zwischen vielen Orten der Welt aber auch zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Schichten.
Macht und Verantwortung sind voneinander nicht zu trennen. Das gegenseitige Ausspielen von, an den Rand gedrängten Menschen und Gruppen, wie es in öffentlichen Diskussionen teils stattfindet, ist widersprüchlich, da dabei Verantwortung abgewälzt wird. Vielmehr steht die, teils von demokratiepolitischen Mechanismen losgelöste, Ansammlung von Macht durch die Häufung von Einkommen und Vermögen in Verbindung mit Verantwortung.
Ausgrenzende Politik baut strukturelle und infrastrukturelle Hürden für betroffene Menschen und Gruppen auf und vergrößert Chancenungleichheit. So trägt Abschottung zur Stabilisierung einer Hierarchie bei, in der sich reiche Nationen unter ausbeuterischen Umständen gegenüber ärmeren Ländern, ihren Wohlstand sichern.
Die Kunstinstallation Nehmen Sie Platz! von Thomas Medicus stellt einen Zusammenhang zwischen bestimmten lokalen Phänomenen und einer global vernetzten Welt her. Dabei charakterisiert sie massive Ungleichverteilung von Macht und Ressourcen als primäre gesellschaftliche Herausforderung. Die Intervention macht unsichtbare Grenzen wahrnehmbar, zeigt problematische Zusammenhänge auf und soll dadurch dazu ermutigen, in der Diskussion einen wertenden, verantwortungsbewussten und kritischen Standpunkt einzunehmen. Dabei offenbart sie eine Dystopie, in welcher die Parkbank als Platz und Symbol der Teilhabe am urbanen Raum nur mehr als unzugängliches und museales Ausstellungsstück in einer Vitrine existiert.