Lüftl

Christian Diaz Orejarena und Kornelia Kugler
Lüftlmuralismo

Umhausen im Ötztal
Eröffnung: 23.08.25 um 18.00, Dorf Nr. 22, 6441 Umhausen im Ötztal

Die Künstler*innen Christian Diaz Orejarena und Kornelia Kugler entwickeln in ihrem Projekt Lüftl-Muralismo die Tradition der im Alpenraum verbreiteten Lüftlmalerei weiter.

zur Beschreibung
Wandgemälde auf altem Haus neben einer Kirche
Wandgemälde auf altem Haus
Detail Wandgemälde auf altem Haus
Detail Wandgemälde auf altem Haus
Detail Wandgemälde auf altem Haus
Gerüst vor einem alten Haus an dem die Fassade bemalt wird
Gerüst vor einem alten Haus an dem die Fassade bemalt wird
Gerüst vor einem alten Haus an dem eine Person die Fassade bemalt
Gerüst vor einem alten Haus an dem zwei Personen die Fassade bemalt
Eine Gruppe von Menschen steht vor einer verhängten Hausfassade
Eine Gruppe von Menschen steht vor einer verhängten Hausfassade
Eine Gruppe von Menschen steht vor einer bemalten Hausfassade, links daneben ist der Kirchturm zu sehen
Eine Gruppe von Menschen steht vor einer bemalten Hausfassade
Drei Personen sitzen vor einer bemalten Hausfassade
Eine Frau steht von einer Wand mit Zetteln, zwei ältere Frauen sitzen vor einem Tisch
Eine Frau steht von einer Wand mit Zetteln, zwei ältere Frauen sitzen daneben, Mann steht mit Baby am Arm
Mann steht mit Baby am Arm vor Wand mit Zetteln
Stehende Personen im Hintergrund, Zettel an der Tür
Im Spiegel ist eine sitzende Frau vor einer Wand mit Zetteln zu sehen

Projektbeschreibung

Wandgemälde „Lüftl-Muralismo“ in Umhausen

Ein künstlerischer Brückenschlag zwischen Kitsch und Kritik: Tiroler Lüftlmalerei trifft lateinamerikanischen Muralismo

Am 23. August 2025 um 18 Uhr wird im Zentrum von Umhausen im Ötztal ein außergewöhnliches Wandgemälde enthüllt, das sich mit eindrucksvoller Bildsprache einer drängenden Realität stellt: Wie die Ausbeutung der Natur und der Massentourismus das Leben im Ötztal untergraben. Unter dem Titel „Lüftl-Muralismo“ präsentieren die Künstler*innen Christian Diaz Orejarena und Kornelia Kugler ein Werk, das erstmals zwei Traditionen zusammenführt: die alpenländische Lüftlmalerei und den lateinamerikanischen Muralismo. So entwerfen sie ein Panorama der sozialen Verwerfungen im Angesicht des heraufziehenden Klimawandels.

Das Projekt ist Teil des Jahresprogramms Kunst im öffentlichen Raum Tirol 2025, das unter dem Motto „Störfaktoren“ künstlerische Arbeiten versammelt, die gesellschaftliche und ökologische Missstände sichtbar machen.

Aktualisierung einer Tradition

Während sich die klassische Lüftlmalerei oft durch idealisierte, nostalgische Darstellungen bäuerlich-alpiner Lebenswelten auszeichnet, wird sie im „Lüftl-Muralismo“ radikal neu gelesen. In Verbindung mit der kritisch-politischen Haltung des Muralismo entsteht ein Wandbild, das den Blick nicht zurück, sondern nach vorne richtet – auf eine Region im Umbruch.

„Lüftl-Muralismo“ versteht sich als zeitgenössische Weiterentwicklung beider Traditionen – und zugleich als kritischer Kommentar zur Realität des Ötztals als einer von Massentourismus und Klimawandel geprägten Region. Christian Diaz Orejarena: „Ein traditionelles Medium wie die Lüftlmalerei ist vielleicht ein Mittel, um Dinge, die alle wissen, die aber nicht ausgesprochen sind, hervorzuholen und zu einem Thema zu machen: dass es so wie bisher nicht weitergehen kann.“

Ein Bild der Gegenwart und Zukunft im Ötztal

Das Wandgemälde zeigt eine allegorische Szene des Lebens im Ötztal. Im Zentrum stehen die sichtbaren Spuren klimatischer Veränderungen und touristischer Übernutzung: trockene Hänge, die von Schneekanonen beschneit werden, brennende Wälder, eine Gerölllawine, das ausgetrocknete Flussbett der Ötztaler Ache. Im Hintergrund ragt ein Staudamm auf, im Vordergrund bricht eine Straße weg – Sinnbild für brüchige Infrastrukturen und ökologische Kipppunkte. Auf einer Straßenseite formiert sich ein kleiner Demonstrationszug mit dem Transparent „Das Wasser bleibt im Ötztal“, ein Verweis auf die Proteste gegen ein geplantes Speicherkraftwerk im Kaunertal. Hintergrund ist die Sorge, dass schmelzende Gletscher die Wasserversorgung der Region gefährden – mit weitreichenden Folgen für Landwirtschaft, Ökologie und Tourismus. Jugendliche Figuren – adaptiert nach Motiven des Tiroler Malers Thomas Walch – blicken ins Leere oder auf ihre Telefone, über der Szene schwebt ein riesiger Engel, dessen Umhang von den Logos großer Unternehmen im Alpenraum bedeckt ist. Das Bild macht sichtbar, was im Tal oft unausgesprochen bleibt: die tiefgreifenden Folgen eines auf Ausbeutung von Mensch und Natur basierenden Tourismusmodells. Die Bildelemente haben die Künstler*innen nach Gesprächen mit den Anwohner*innen und Workshops mit Schüler*innen aus Umhausen entwickelt.

Kornelia Kugler: „Für mich war interessant, wie die Stimmung im Ort umgeschlagen ist, von anfänglicher Skepsis zu Begeisterung – auch in Bezug auf das Motiv. Das Dorf war dabei, als das Bild entstanden ist, es gab sehr viele Gespräche an der Wand. Das zeigt, wie aktuell die Dystopie, die das Bild an Stellen zeigt, bereits ist.“

Text: Jan Ole Arps

Über die Künstler*innen

Christian Diaz Orejarena arbeitet forschungsbasiert mit künstlerischen Mitteln an Themen globaler Ungleichheit, Postkolonialismus und ökologischer Krise. Seine Werke verbinden Fiktion, Spekulation und dokumentarisches Material und wurden u.a. im Neuen Berliner Kunstverein sowie auf den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen gezeigt.

Kornelia Kugler ist Filmemacherin, Künstlerin und Autorin. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Film, Text und Fotografie und befassen sich mit Fragen von Repräsentation und sozialer Gerechtigkeit aus queer-feministischer Perspektive. Ihre Filme liefen international auf Festivals und in Institutionen wie der Volksbühne Berlin oder dem SAVVY Contemporary.